Brett / Usergruppe: Allgemeines / Aktuelles =========================================== Nr.: 20 Datum: 09.06.1993 Sender: Red Rat Betreff: Die Geschichte der Underground ------------------------------------------------------------------------------ Die Geschichte der "Underground Network" Teil 3 - Harte M„nner, weiche Br”tchen - Was bisher geschah: Terminator2(Christian), Sysop der UNDERGROUND NETWORK und Red Rat, CoSys derselben, beschliessen, ihre Anrufzahlen in die H”he zu treiben. Mit einem Konditionierungsprogramm werden alle User zu Sklaven gemacht. Leider tritt ein Fehler auf: Die Pers”nlichkeiten der User werden vertauscht. Zur Kostendeckung des Rettungsprojektes muž dann Heiko M”ller an die Mafia verkauft werden. Zur gleichen Zeit wirft Big J, der "Pate" der Hamburger DFš-Szene, ein mižtrauisches Auge auf das Treiben der beiden Helden. Es wird beschlossen, den bereits konditionierten Wolfgang Wander hinzuzuziehen. Zu diesem Zweck muž ihm aber erst eine vernnftige Programmiersprache beigebracht werden. Was geschehen wird: Hier nachzulesen. Aužerdem werde ich dem sozialen Elend verfallen, da ich zu faul zum Arbeiten bin. In der Wohnung von Terminator2. Ratte :"Nein, verdammt nochmal, Wolfgang, h”r doch mal zu: PRINT! PRINT! PRINT! Verstanden? Texte gibt man in Basic mit PRINT aus! Verstanden??" Wolfgang:"Ja, Bwana." Ratte :"Also, dann los." Wolfgang:"{**$XBIOS($DEAD++C++^SCREW.DRIVER[%SYSTEM}VOID DELETE}}" Ratte :"PRINT! PRINT! PRINT! PRINT! PRINT! PRINT! PRINT! PRINT "Dies ist ein Text" ! PRINT! Wolfgang:"Ach so." Ratte :"Also, gib ein ''R'' auf dem Bildschirm aus." Wolfgang:"OK, mache ich. VOID $DISPLAY{"VID:" q-gehn'R'}" Ratte [weint] Chris :"Wollt ihr noch Kaffe?" Wolfgang:"Gerne." Ratte :"Schnauze!" [schl„gt auf die Tastatur, schl„gt Wolfgang, wirft 'GFA-Basic fr Einsteiger' nach Christian.] Chris :"Jetzt hab' ich mich am Kaffe verbrannt... Ratte :"Ist schon OK. Du mužt ihn nur bezahlen, dann verzeihe ich dir." [Nimmt einen Cassettenrekorder, spricht auf ein Band: "PRINT! PRINT! PRINT! PRINT!.......", schaltet AUTOREVERSE ein. Setzt Wolfgang den Kopfh”rer auf, drckt PLAY.] "Ich denke mal, wir lassen Wolfgang jetzt alleine....." Alle Eingeweihten (Also Christian) fragten sich natrlich, was ich mit Wolfgang wollte. Diese Frage ist fr Laien gar nicht so leicht zu erkl„ren. Dazu muž ich etwas weiter ausholen. FAKT 1: Wolfgang programmiert in C. FAKT 2: C besteht aus einer Unmenge von Klammern und Rechenzei- chen. FAKT 3: Rechenzeichen spezifizieren immer nur eine Handlung, niemals ein Objekt. Ein PLUS sagt NICHTS ber sich aus, es bestimmt lediglich, was mit den Objekten, z.B. 3 und 5 geschehen soll. Folgerung 1: C ist also sinnfrei. FAKT 5: Wolfgang hat in C Connect programmiert. Connect funktioniert. Folgerung 2: Es gibt eine Sprache, die eigentlich keine ist, weil sie nur Anweisungen, aber keinen Sinn enth„lt. Trotzdem ist es Wolfgang gelungen, aus "nichts" "etwas" zu machen. Wie meine Mutter immer sagt: "Aus Scheisse Geld machen". Daraus habe ich den einzig zugelassenen Schluž gezogen: Wolfgang ist der Tr„ger eines sogenannten "Glckspilz-Faktors". Trotz totaler Unf„higkeit ist er in der Lage, unm”gliches zu bewerk- stelligen. Fr solche Leute gibt es in der menschlichen Geschichte zahlreiche Beispiele. Es handelt sich um die Leute, die mal eben in der Nachbarstadt einkaufen waren, als Carthago dem Erdboden gleichge- macht wurde, die an der Schlacht am Big Horn nicht teilnehmen konnten, weil sie Grippe hatten, die in Konstantinopel weilten, als Rom gepl„ttet wurde oder die ihren Atari schon in den 80er Jahren verkauft haben, um fr das verdiente Geld einen Kleinwagen zu erwerben. Tats„chlich ist es aber so, das die Menge des Glcks in einem Universum streng rationiert ist, sodaž eine Menge Leute st„ndig auf's Maul fallen, weil ihnen das Glck fehlt, das diese "Glckspilze" doppelt und dreifach abgeschr”pft haben. Der Rest der Menschheit ist also dazu verdammt, auf Bananenschalen auszu- rutschen, ungewollte Kinder zu zeugen, Ataris zu erwerben oder mit dem Gesicht von Meta rumzulaufen. Das drfte hinreichend erkl„ren, warum diese Leute nicht sonderlich beliebt sind. Die Menge des Glcks, die freigesetzt wird, wenn man einen Glckspilz auf dem Marktplatz verbrennt, reicht, um ber 1,5 Megabyte Text ohne Tippfehler einzutickern. Dummerweise ist es immer so, daž, wenn man einem dieser Glckpilze habhaft werden will und dazu mit Fackeln, Knppeln und Mistgabeln sein Haus umstellt, a) er wahrscheinlich gerade auf Tahiti Urlaub macht, b) die H„lfte der Belagerer sich gegenseitig versehentlich mit ihren Utensilien aufschlitzt oder erschl„gt, c) sein Zwillingsbruder im Haus ist, der allerdings der Kathegorie "Pechvogel" angeh”rt. Das kann man dann sp„ter an den Z„hnen feststellen, die von dem verkohlten Leichnam brigblieben: 90% der Z„hne eines Pechvogels sind knstlich, weil er st„ndig ber etwas f„llt, gegen etwas l„uft oder von Gl„ubigern seines Zwillingsbruders verwechselt wird. Aužderdem fangen Pechv”gel so ziemlich JEDE Kariesbakterie auf, die frei rumschwirrt. Die oben erw„hnte Verbrennung des Pechvogels setzt natrlich im Umkehrschluž die gleiche Menge Pechs frei. Und so kommt es, daž die Leute in der Gegend nicht nur weiterhin kein Glck haben, sondern auch die H„lfte der Leute an einer neuartigen und regional begrenzten Krankheit zugrunde gehen, w„hrend die andere H„lfte die so entstehende Bev”lkerungslcke mit ungewollten Kindern ausfllt. Und alle B„lger wollen einen Atari - zum spielen und Viruspro- grammieren. Man kann also nicht sagen, das "Glckspilzen" menschlich etwas vorzuwerfen w„re. Nein, nur sind sie im allgemein indirekt fr alles verantwortlich, was die Leute wtend macht. Und um das von uns angerichtete Desaster wieder geradezubiegen, brauchten wir verdammt viel Glck. Obwohl - was heisst eigentlich "von uns"???? Eigentlich hatte ja Christian wesentlich mehr Schuld. Finde ich. "Was willst du eigentlich mit Wolfgang?" fragte Termi mich. "Ganz einfach," erkl„rte ich ihm, "ich will, daž Wolfgang ein Programm von mir in Connect einbindet, das alle konditionierten User wieder normalisiert. Das echte Ego ist ja auf andere ber- tragen worden. Also manipulieren wir Connect so, daž es das falsche Ego ausliest und als Hintergrundbertragung in die UNDER- GROUND legt. Wenn wir dann alle Ego's beieinander haben, verteilen wir sie (wieder ber Connect) an die richtigen User!" "Oh Ratte, du bist genial! Aber was soll die Aktion mit GFA- Basic?" "Na, ganz einfach. Das Gehirn des Menschen ist zu einem beach- tenswerten Teil auf Zufallsentscheidungen ausgelegt, seine Reak- tionen sind nicht kalkulierbar und nicht nachzuvollziehen. Da brauchen wir eine Programmiersprache, die genauso ist. Und jetzt lass uns noch 'n bisschen auf's Ohr hauen." "Mein Ohr tut aber immer weh davon..." "[st”hn...]" In dieser Nacht hatte ich einen schrecklichen Traum. Mir tr„umte, T00fri w„re meine Mutter und Slartibartfaž mein Vater. Die beiden nahmen mich in die Zange, damit ich endlich eine Ausbildung (Ausbl”dung?) als Bankkaufmann machen sollte. "Junge, " sagte T00fri gestreng und zog an seiner Pfeife, "Junge, du mužt auch an die Zukunft denken. Meinst du, MIR h„tte meine Arbeit immer Spaž gemacht? Nein, Sohn, das hat sie nicht. Beson- ders nach dieser Explosion im Labor, die mein halbes Gehirn wegsprengte. Aber, Sohn: ARBEIT IST DES DEUTSCHEN PLESIER!" [f„ngt an zu singen]: "...lieb Vaterland magst ruhig sein..." Slarti trug ein geblmtes Kleid und schnatterte von der anderen Seite gleichzeitig auf mich ein: "Ich sehe dich schon am Bismark- denkmal sitzen Dem Sohn von Schulziks ist es genauso ergangen Der hat auch schon in der ersten Klasse geschw„nzt Und Und Und? Was ist aus ihm geworten Garnichts Sitzt heute am Busbahnhof rum schickt seine Mutter anschaffen und trinkt Wermut Ach was trinkt SŽUFT SŽUFT SŽUFT sich halbtot Erinnerst du dich noch wie wir damals immer ber den geredet haben? Frau Biermeier fragt auch schon immer Sagen sie mal will ihr Sohn denn gar keine Ausbildung machen?...ich sch„me mich schon vor rhababerrhababerrhababer..." T00fri h”rte auf zu singen und sagte "Ich dachte immer, du w„rst ein echter Kerl..." "...und was sollen denn die Leute erst sagen, wenn sie h”ren..." fuhr Slarti dazwischen "...Ein echter Mann, eine Ratte, wie ich und dein Grožvater..." "...dafr haben wir dich nicht grožgezogen dafr stehe ich nicht jeden Tag 10 Stunden im Kaufhaus..." Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wie der Traum weiterging. Jedenfalls war ich pl”tzlich eine Motte und piepste immer "Ich will Programmierer werden". Da fingen sie an, mir die Flgel herauszureissen. Hua... Ich erwachte schweissgebadet. Um etwas Ruhe zu finden, meditierte ich noch ein Stndchen ber "Tanz der Teufel I". Dann ging ich, nach Wolfgang zu sehen. Er hatte immer noch seine Kopfh”rer auf. Ich entfernte den Rekorder. "Na Wolfgang, wie geht's? Gut?" "TRUE" sagte Wolfgang. "INPUTS!" Es hatte funktioniert. Der Rest war einfachste Technik. Mein Ego-Ausleseprogramm wurde in Connect eingebaut. Nur getestet werden mužte es noch. Wenn alles klappen sollte, mžte bei inbetriebnahme ein Datei mit dem Namen des Users auf der Platte erscheinen, die den Inhalt des Gehirns speicherte. Wir setzten undurchsichtige schwarze Brillen auf und legten ein Br”tchen vor die Tastatur. Wolfgang schaltete den Rechner ein. Deutlich war zu h”ren, wie das Laufwerk anlief. Zwei Minuten lang warteten wir noch, bis sich nichts mehr tat. Wolfgang schaltete den Rechner aus. Wir nahmen die Brille ab. DIR Directory of C:\CONNECT\ CONNECT.PRG 678346 01.04.1991 11:11:11 CONNECT.INF 567 01.04.1991 11:11:11 BR™TCHEN.DAT 3 27.06.1993 23:59:66 3 Files. 'Drei Bytes?' sagte Termi. 'Drei Bytes?' sagte ich. '?CVI$(%00000011)+"?"' sagte Wolfgang und meinte dasselbe. "Na ja, es war ja nur ein Br”tchen....hol mal deinen Hund her!" "Nein, nicht meinen Hund!" "Es ist doch nur eine Leseroutine...." Natrlich nahmen wir Termis Hund. Termi kann ber dieses Experi- ment nichts berichten, er hielt sich gerade in einem von aussen verschlossenen Kleiderschrank auf und brllte "Mein Hndi!!!! Hndi!!! Faž! Faž!!!!". Aber Hndi fažte nicht. Man fažt es nicht. Wir exerzierten an dem Hund die gleiche Prozedur durch. Diesmal mužten wir 6 Minuten warten und fanden eine Datei: HUND.DAT 4568 28.06.1993 00:30:34 Der Hund erhielt zur Belohnung das Essen, daž eigentlich fr Wolfgang gedacht war. Dann liessen wir Termi frei. Hinter dem Tisch erbrach sich der Hund - diese empfindlichen Tiere vertragen keine Abf„lle. Termi war nicht ansprechbar. Ich nutzte die Gele- genheit, und setzte den apatisch vor sich Hinstierenden vor den Rechner und schaltete ein. Nichts geschah. Aus. An. Nichts. Ich setzte Wolfgang vor den Rechner. An. Der Apparat r”delte etwa eine halbe Stunde auf der Platte herum. Anschliessend fand ich eine Datei WOLFGANG.DAT 4756456 28.06.1993 01:02:22 Ich wollte schon wieder verzweifeln, da sah ich, daž sich noch eine weitere Datei auf der Platte befand: TERMI.DAT 1 28.06.1993 00:35:34 Ich atmete auf. Ich hatte mir umsonst Sorgen gemacht, es war doch alles in bester Ordnung. Schliesslich wagte ich den Selbstversuch. Leider brach der Rechner nach 2 Stunden ab, die 1 Gigabyte-Platte war voll. Auch das war zu erwarten gewesen. Inzwischen war auch Termi erwacht. "Ihr macht ja schon wieder Experimente mit eurer komischen Gedankenschleuder!" [Das Wort GEDANKENSCHLEUDER verursachte ein Stechen in meinem Hinterkopf] "Und ich darf dann wieder die Stromrechnung zahlen! Der Apparat kommt AUS!" Es gab eine heftige Diskussion. Christian hing mal wieder an seinem Geld wie seine Mutter an der Nadel. Schliesslich einigten wir uns auf einen Kompromiss: Aus dem Keller wurde eine alte Autobatterie geholt und der Rechner daran angeschlossen. Jetzt konnte die Box wieder ans Netz gehen. Und sofort war der erste User da. "Ich frage mich, wieso wir derartig viele Anrufe haben." grbelte Termi. Vor meinem geistigen Auge sah ich ein Nullbyte rotieren. "Hihi, das kann ich dir sagen. Ich habe vorhin den Source von Connect gesehen. Gleich nachdem Wolfgang infiltriert war, hat er im Update das Telefonnumernverzeichniss rausgeschmissen und ersetzt durch einen einzigen Eintrag: UNDERGROUND NETWORK 04103/87920!" Wir sahen wieder auf den Bildschirm. User um User zog sich "unsere" Version von Connect. Diesmal hielten wir abwechselnd Wache, um uns vom Funktionieren zu berzeugen. Ende dieser Episode. Doch wie geht es weiter? Hat Hndi Schaden davongetragen? Wie lange h„lt die Batterie? Welche Ausbildung werde ich machen? Wann kommt Slarti in die Wechseljahre? Ist dies nicht eigentlich eine Werbung fr die UNDERGROUND NETWORK [Erste Antwort in dieser Story: Ja.] Und warum verdammt nochmal bin ich dauernd OFF TOPIC? Lesen sie Teil 4. Demn„chst auf diesem Bildschirm. ------------------------------------------------------------------------------